InsurTechs: Drum lerne, wer erfolgreich sein will

Auch bei FinTechs bzw. InsurTechs ist nicht alles eitel Sonnenschein. Und auch nicht alles Gold, was glänzt. Nicht alles besser als in der Old Economy. Aber trotz Kritik: die Investments fließen.

Nun ja, wie das mit Hypes so ist, müssen die „Insassen“ – die Akteure der New Economy – irgendwann auch einem Realitätscheck standhalten.

Die Fragen der (wenigen) FinTechs, die sich im Hoheitsgebiet der Versicherer tummeln, sind ehrenhaft:

  • Wie Versicherungsprodukte zeitgemäß vermarkten?
  • Wie die Millennials adressieren?
  • Wie Vertrauen gewinnen?

Eines haben sie in jedem Fall erkannt: besser als bisher.

InsurTech ohne Tech

Besser als die alten Hasen der Branche. Ja, dass InsurTechs Verkrustungen aufbrechen wollen und sogar am Maklergesetz herumkratzen, ist Fakt. Aber sind sie effizient und mit technologischem Vorsprung auf dem Weg zum Ziel? Nein, sagt z.B. Dominik Groenen im Interview mit dem Versicherungsboten:

„…diese Unternehmen haben, um einen wesentlichen technischen Aspekt zu nennen, keine Schnittstellen, die ihre IT-Systeme mit denen der Versicherer verbinden. Ich zweifle sogar daran, dass es bei den FinTech-Firmen skalierbare Systeme gibt. Also solche Systeme, die quasi unendlich mitwachsen, wenn ein Unternehmen schnell wächst.“

Studenten statt Automation

Studenten hacken die Daten händisch und wie in den Jahrzehnten zuvor ins System. So wie es aussieht, läuft hier noch nichts automatisch. Das könnte am Ende ganz schön teuer werden. Und nicht nur das – auch ganz schön langsam. Sollten Clark, Knip, Getsafe, mobilversichert.de & Co. bald tatsächlich größere Zielgruppen adressieren, müssen sie in Tech investieren anstatt in 400-Euro-Studenten. Sonst könnten wegen akuter Langsamkeit irgendwann auch die Kunden verärgert sein. Es mangelt an der viel zitierten Skalierbarkeit des Geschäftsmodells.

Es ist noch viel zu tun

Was nicht bedeutet, dass sie nicht erfolgreich sein können. Denn was einige der InsurTechs neu und besser, zumindest aber anders machen, ist die Kundenansprache. Sie adressieren klar, formulieren einfach und transparent. Und ja, liebe Versicherer, allein diese Faktoren dürften ein paar Kunden in ihre Richtung schwemmen. Aber ein grandioses System zur Verwaltung müssen auch sie erst noch erfinden. Und es ist ja nicht so, dass eine Online-Versicherungsverwaltung so stark in den Alltag der Kunden integriert wäre wie bspw. das Online-Banking. Dazu gibt es viel zu wenig natürliche Kontaktursachen zwischen Versicherer oder InsurTech und Kunde. Hier müssen sicher beide noch viel lernen, um den Versicherungsvertrieb und das Engagement der Kunden den widrigen Umständen entsprechend auszureizen.

Fairness und Transparenz machen den Unterschied

Jene Kunden, die mit den altehrwürdigen Provisionsmodellen im Maklergeschäft nicht mehr einverstanden sind, aber trotzdem auf menschliche Beratung nicht verzichten wollen, könnten am Ende eine leicht zu erreichende Zielgruppe für InsurTechs bilden. Wenn diese eine Gesetzesänderung herbeiführen und Provisionen an ihre Kunden weitergeben, könnte es für den klassischen Versicherungsvertrieb in den nächsten Jahren ziemlich ungemütlich werden. Und die Anzeichen dafür, dass es so kommt, verdichten sich: Allem Anschein nach kippt das Kölner Landgericht das Provisionsabgabeverbot – moneymeets jubelt bereits auf Twitter. Ein als fair und transparent empfundenes Preissystem kann das finale Wechselargument für die internetaffinen Generationen werden. Profitieren könnten InsurTechs dann auch von einer Gesetzesnovelle, welche die Versicherungsvertreter dazu zwingt, die Preise und Provisionen offen zu legen. Denn wenn der Kunde erstmal sieht, wofür er bezahlt…

Potenzial trotz unbeantworteter Fragen

Unbeantwortete Fragen? Ja, so einige. Technologischer Aufholbedarf? Ja, an verschiedenen Stellen. Ausfeilen der Business-Ideen hin zu Unternehmen mit Gewinnerzielung? Ja, eindeutig. Dies und mehr muss passieren, damit InsurTechs eine echte Chance im Versicherungsmarkt haben. Kritik ist erlaubt. Aber alle Unternehmen haben mal klein angefangen – selbst die größten und mächtigsten. Und allen Unkenrufen zum Trotz hat Clark gerade eine erfolgreiche Funding-Runde abgeschlossen. Mehr als eine Million Euro und Medialeistungen in Form eines Werbebudgets bei ProSiebenSat.1. Momentan mögen die InsurTechs noch in den Kinderschuhen stecken, aber wie heißt es so schön: „live and learn“. Am Ende wird der Kunde von der Dynamik und den neuen Ideen profitieren.

 

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Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Avatar

    Hallo, Sie schreiben „Fairness und Transparenz machen den Unterschied“. Das verstehe ich. Was ich nicht verstehe: Wie bringen Sie das mit moneymeets in Einklang?
    Ganz, ganz bestimmt fanden sich im Kleingedruckten der moneymeets AGB (die nicht nach Bank- und Versicherungsgeschäft unterscheiden) völlig unbeabsichtigt die Sätze unter 5.2 „moneymeets Mitglieder verzichten auf jegliche Beratung durch moneymeets“ und unter 5.5 „Jedes moneymeets Mitglied verzichtet auf etwaige Schadenersatzansprüche gegenüber moneymeets und den moneymeets Mitgliedern.“ ?
    Als Versicherungsmakler keine Beratung & keine Haftung in einem Bereich übernehmen zu wollen, in dem es um die finanzielle Existenz der Zielgruppe geht, ist so ungefähr das Gegenteil von Fortschritt: Egal, ob mit tech, oder ohne, mit Provisionsabgabe, oder ohne. Wer als Versicherungsvermittler einfach massenhaft Verträge in seinen „Bestand“ übertragen lassen will, ohne vorher zu prüfen, ob das überhaupt der richtige Vertrag für den Kunden ist, leistet meines Erachtens keine lobenswerte Dienstleistung, das ist ein Abzocker. Welches Interesse Versicherer an einem weiteren Vermittler haben sollten, der kein Neugeschäft generiert, sondern als Geschäftsmodell Verträge verwalten will, hat sich Branchen-Insidern auch noch nicht erschlossen. Von daher ist es kein Wunder, dass anscheinend hauptsächlich Branchenfremde in so ein startup investieren…
    Herzliche Grüße
    Matthias Helberg
    – Versicherungsmakler –

  2. Avatar
    Kramer Ralf

    Ergänzend sei noch gesagt, dass das Gesetz im Form des VVGs eine Beratungspflicht des Versicherungsmaklers vorsieht. Im Umkehrschluss findet es Kramer Ralf ganz schon dreist, wenn man in den AGBs wissentlich gegen das Gesetz verstößt und dieses dann auch noch als toll vermarktet. Nur Nehmen und nicht Geben, nee, dieses Geschäftsmodell findet Kramer Ralf doof. Es darf die Frage erlaubt sein, wer einige Start Ups in juristischen Fragen berät?

    Kramer Ralf, Versicherungsmakler nach 59 Abs. 3 VVG und ein Befürworter von Innvoationen im Einklang mit Verbraucherrechten.

    1. Avatar

      Ob die FinTech´s wirklich halten, was sie versprechen, wird sich erst noch beweisen müssen. Versicherungskunden sind es von Versicherungsmaklern gewohnt, nicht beim Abschluss gut beraten zu werden. Vielmehr ist Beratung und (ständige-)Betreuung ein immer währender geschlossener Kreislauf.

      Im Schadens-/Leistungsfall erweist sich, ob die Auswahl des Versicherer die richtige war. Leistet der so, wie er es nicht nur der Werbung verspricht, sondern auch Bedingungsgemäß? Qualifizierte Versicherungsmakler sind hier imstande, für Waffengleichheit zwischen Versicherer und Versicherungsnehmer zu sorgen und dem Mandanten hilfreich zur Seite zu stehen, wenn es nötig ist, weil der Versicherer nicht oder nicht bedingungsgemäß zahlen will.

      Spätestens dann zahlt sich gute Beratung aus und es trennt sich die „Spreu vom Weizen“. Denn Fachwissen muss man sich hart erarbeiten; es wird einem nicht in die Wiege gelegt.

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    es soll natürlich heißen: „nicht nur beim Abschluss“. Was ein fehlendes Wörtchen alles ausmachen kann.

  4. Nadja Schlössel
    Nadja Schlössel

    Hallo,

    ich freue mich über die Diskussion. Denn genau diese muss gestartet werden, damit alle Seiten besser werden – im Sinne des Kunden. Und der Kunde hat vor allem eine wahrgenommene Transparenz. Und für manche mag das Selber-machen-Model interessanter sein als die klassische Beratung. Vor allem, wenn es bereits Enttäuschungen gab.

    Und ja, ob ein Versicherer eine gute Performance abliefert, erschließt sich leider erst, wenn das Kind mal in den Brunnen gefallen ist. Das ist beim Vertrieb leider kaum erkennbar: egal wer den Vertrieb gemacht hat. Da hat er keine Verantwortung zu tragen. Wohl aber dafür, dass das aktuelle Prinzip verführerisch sein kann, dem Kunden das zu verkaufen, was das Meiste in die eigene Tasche wirtschaftet. Das dies nicht immer der Fall ist und es vertrauenswürdige Makler gibt, die im Sinne des Kunden handeln, steht für mich außer Frage.

    Dem Kunden glaubhaft Transparenz zu vermitteln trifft einen Zeitgeist. Und den trifft es auch, weil das Versicherungs-Deutsch für normale Menschen außerhalb des Business kaum verständlich ist. Wahrgenommene Transparenz.

    In diesem Sinne,
    Beste Grüße

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