Mobile Payment – eine Gefahr für den Zahlungsverkehr?

Apple hat sein mobiles Bezahlsystem Apple Pay in den USA eingeführt. Hierzulande lauern bereits die Sparkassen und ernten dafür Kritik. Warum eigentlich?

Vor gut drei Wochen ist Apple Pay in den USA gestartet – ein Starttermin in Europa ist noch nicht bekannt, für Deutschland wird aktuell 2016 als mögliches Datum gehandelt. Nicht zuletzt, weil es an NFC-fähigen Terminals fehlt. Nichtsdestotrotz wollen die Sparkassen gewappnet sein und haben in Richtung des Technologiekonzerns bereits Interesse signalisiert. Damit gehen sie den gleichen Weg wie mehrere amerikanische Großbanken, die bereits mit Apple kooperieren. Ein Vorstoß, der Skepsis hervorruft – wie z.B. ein Statement von Rüdiger Filbry, Partner bei der Beratungsgesellschaft BCG, bei Spiegel Online zeigt:

„Wenn die Banken sich mit Apple verbünden, treiben sie ein Spiel mit dem Beelzebub“. Apple wird nach Etablierung im Zahlungsverkehr weitere Bankgeschäfte ins Portfolio nehmen. Kernziel der Banken müsse sein, „sich als Gruppe im Zahlungsverkehr gegen Angebote von außen abzuschotten“.

„Alte“ Idee in neuer Verpackung

Aus meiner Sicht wäre eine Abschottung die falsche Reaktion – denn um in Deutschland Bankgeschäfte anzubieten, bedarf es mehr als nur einer Idee. Apple setzt hier auf sein klassisches Erfolgsrezept: Das Unternehmen kombiniert Ideen, schafft ein hochwertiges Produkt, gibt dazu eine Prise Vertrauen und baut das Ganze auf die große Verbreitung der Devices. In diesem Fall macht Apple den – noch oft mit Argusaugen betrachteten – NFC-Chip attraktiv. Was das Thema Zahlungsverkehr angeht, ist Apple Pay indes keine Innovation: Auch Google hat mit Google Wallet ein Produkt geschaffen, bei dem es um NFC-Geldtransfers geht und der Mobilbezahldienst „Check-in mit PayPal“ von der Ebay-Tochter PayPal wird seit 2013 in der Betaversion erprobt.

Am Ende des Tages treten sowohl Apple als auch PayPal und Google als Gelddistributor vom Käufer (via VISA oder MasterCard) zum Verkäufer auf; d.h. der Mobile-Payment-Nutzer benötigt ein ans Bankensystem angeschlossene Girokonto oder ein Konto bei einem e-Geld-Institut. Anbieten können dies nur von der BaFin autorisierte Mitglieder. Insofern sehe ich aktuell keine Gefahr einer Dezentralisierung des Geldverkehrs.

Chancen ergreifen

Es wäre fatal, sich dem Fortschritt zu verschließen: Banken werden sich in Zukunft verstärkt mit innovativen Unternehmungen und Ideen auseinandersetzen müssen, um dem Kunden – um den es am Ende geht – nicht auf der Strecke zu verlieren. Einige Institute gehen bereits diesen Weg und bauen ihr Mobile-Banking- und Mobile-Payment-Angebot aus; dazu gehört z.B. die Integration von PayPal in die Online-Banking-Plattform. Das Engagement der Sparkassen ist damit nur konsequent – es liegt an den Banken, sich mit den Mobile-Payment-Anbietern zu einigen. Anstatt mögliche Risiken zu diskutieren, sollte nach attraktiven Lösungsansätzen gesucht werden: Komfortable Schnittstellen zwischen den Banken und Anbietern könnten beispielsweise den kostenintensiven und nicht zwingend notwendigen Umweg über MasterCard und VISA ersparen.

Wir als IT-Dienstleister für Finanzinstitute setzen uns aktiv mit allen Fragestellungen rund um das Thema Mobile Payment auseinander und suchen die aktive Diskussion – und auch die Banken sollten einen Schritt nach vorne gehen, anstatt einen Schutzwall aufzubauen. Die Sparkassen machen es vor…

 

Bildquelle: Shutterstock

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