Kostentreiber Meldewesen: Automatisierung als Schlüssel

Und täglich grüßt das Murmeltier: Ob BCBS 239, AnaCredit, FinaRisikoV oder FINREP 2.0 – die Regulatorik hat die Banken fest im Griff. Jetzt heißt es, Druck in Zukunftsfähigkeit umzuwandeln.

Das Fazit meines letzten Beitrags war eindeutig: Der einzige Ausweg aus dem „regulatorischen Tsunami“ sind automatisierte Prozesse. So weit die Theorie. Was aber heißt das in der Praxis?

Flexibler Standard

Automatisierte Prozesse minimieren Risiken, reduzieren Fehler und sorgen durch eine schnelle Verfügbarkeit und hohe Transparenz für fundierte Entscheidungen. Die Basis sind aus meiner Sicht Kernbankensysteme mit offenen, standardisierten Schnittstellen sowie einfach zu integrierende Spezialtools, die moderne Kommunikationsstandards nutzen und sich variabel in bestehende Systemlandschaften einbinden lassen. Wie wichtig Flexibilität heute ist, unterstreicht z.B. auch eine Untersuchung des focos-Transferzentrums an der Hochschule Karlsruhe: Demnach sind Skalierbarkeit und Offenheit die wichtigsten Merkmale moderner Core-Banking-Systeme.

Ein zentrales Thema sind APIs (Application Programming Interfaces). Mittels Schnittstellen oder Webservices wird es ermöglicht, Daten(banken) mit Business-Applikationen zu verknüpfen und Partnern, Kunden und Mitarbeitern Mehrwerte zu bieten (z.B. Targeting und Analytics). Was uns zu einem weiteren Buzzword führt: Process Management. Hier geht es vor allem um die aktive Gestaltung, Steuerung und Messung von Prozessen. Heute ist die Prozessanpassung häufig marktgetrieben – notwendig sind nachhaltige Innovationen, die eine schnelle Time-to-Market sowie eine flexible Reaktion auf dynamisches Kundenverhalten erlauben. Hier können die Leitlinien der Regulierung dienlich sein: Änderungen werden durch Standardprozesse vereinfacht. Die Applikationsarchitektur muss dabei unterstützend wirken.

Gefragt sind IT-Service-Provider, die sowohl regulatorische Anforderungen als auch Sicherheits- und Qualitätsstandards erfüllen können. Zumal es gerade für kleine und mittlere Banken schwierig ist, permanent Know-how vorzuhalten. Im Fall von BCBS 239 verschmelzen beispielsweise die Themen IT, Data Warehouse, bankaufsichtliches Meldewesen, Risikocontrolling sowie Kreditwesen zu einer komplexen Herausforderung.

Outsourcing minimiert Risiken

Damit rückt auch das Thema IT-Outsourcing verstärkt in den Fokus – als Optimierungshebel für eine verbesserte Risikosituation: Banken profitieren von einer klaren Regelung der Verantwortlichkeiten und einem zentralen Dienstleister. Für die notwendige Sicherheit sorgen granulare Servicedefinitionen.

Schnelle Daten

Weitere Ansatzpunkte bieten Big bzw. Fast Data und zwar durch die Möglichkeit, in Echtzeit – entweder über ein zentrales Data Warehouse oder über „verschmolzene“ Datenpools – Aggregationen, Auswertungen und Analysen zu erzeugen. Das erhöht die Wettbewerbsfähigkeit und steigert die Reaktionsgeschwindigkeit. Auch in Bezug auf aufsichtsrechtliche Anforderungen. Zumal BCBS 239 konkret einen höheren Automatisierungsgrad fordert und die Messlatte für Architektur und Datenmanagement höher legt.

Winterschlaf ist keine Option

Das Thema Meldewesen wird die Banken noch lange begleiten. Daran ließ EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger zuletzt keinen Zweifel. Nach BCBS 239 steht mit AnaCredit bereits die nächste Herausforderung vor der Türe. Die einzige Chance, den Kostentreiber in den Griff zu bekommen, sind transparente und jederzeit performant verfügbare Informationen – Basis dafür sind konsequent automatisierte und vernetzte Prozesse. Für Banken ist damit ein Initialaufwand verbunden. Allerdings zahlt sich dieser schnell aus – spätestens, wenn das Murmeltier das nächste Mal grüßt…

 

Bildquelle: Shutterstock

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