Deutsche Banken im Abseits II: Hebel für die Aufholjagd

Konsolidierung, Kostensenkung, Neuausrichtung und Digitalisierung: Deutsche Banken auf der Suche nach Effizienz und Wachstum.

In meinem letzten Blogbeitrag habe ich aufgezeigt, dass deutsche Banken im internationalen Vergleich bereits seit vielen Jahren abgeschlagen auf den hinteren Plätzen liegen. Heute soll es darum gehen, wie sie zu den internationalen und insbesondere den US-Banken aufschließen können.

Blogserie: Deutsche Banken im Abseits

1. Konsolidierung

Insbesondere die US-Banken, die nach der Finanzkrise 2007 ihre Kapitaldecke gestärkt haben und deren Gewinne deutlich höher als vor der Krise sind, treiben die Konsolidierung kontinuierlich voran (Trennbankensystem). Darüber hinaus verstehen sie es offenbar besser als andere, mit einem hohen Maß an Kundenorientierung, Preis-Disziplin und einer Beschränkung auf profitable Geschäftsfelder am Markt zu bestehen. Ein weiteres Beispiel für eine starke Konsolidierung ist Frankreich. Die dortigen Banken leiden zwar ebenfalls unter der Niedrigzinspolitik der EZB, doch gelingt es ihnen besser, diese Schwäche mit Erträgen aus Provisions- und Handelsgeschäften auszugleichen.

In Deutschland hat sich die Anzahl der Institute (2006: ca. 2.300 / 2016: ca. 1890) und Filialen (2006: ca. 40.300 / 2016: ca. 32.000) in den letzten zehn Jahren zwar reduziert, im internationalen Vergleich ist das jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Zwar wird auch weiter konsolidiert, aber aus zwei schlechten Banken wird nicht eine gute. Zuerst müssen die internen Hausaufgaben erledigt werden. Zudem macht es Sinn, bei Übernahmen bzw. Zusammenschlüssen über den nationalen Tellerrand zu schauen: Die Formierung von „europäischen Champions“, wie Bain & Company sie nennt, ergäbe einen besseren Marktgegner für die starken US-Banken. In jedem Fall geht es um Skaleneffekte.

2. Kostensenkung

Die Digitalisierung ist für Banken eine große Herausforderung – gleichzeitig aber auch eine Chance. Durch moderne, innovative, digitale Technologien – wie z.B. BPM, Artifical Intelligence, Blockchain, Data Analytics, Robo Advisor oder andere selbstlernende Algorithmen – können Geschäftsprozesse nachhaltig positiv verändert und damit Kosten reduziert werden. Ebenso lassen sich durch die Modernisierung veralteter, heterogener Systemlandschaften oder auch durch Auslagerung bestimmter Geschäftsbereiche, wie z.B. Kreditkarten-Processing, Wertpapierabwicklung oder Personalabrechnung, Kosten einsparen. Weitere Stellschrauben sind die Optimierung bei der Flächenproduktivität, die Verlagerung von kundenfernen Tätigkeiten in Randlagen, die Konsolidierung von Lieferanten oder auch die Neuverhandlungen von Rahmenverträgen.

3. Neuausrichtung

Die Kundenanforderungen haben sich stark verändert. Kunden von heute verlangen ständige Erreichbarkeit, Echtzeitberatung, individuelle Angebote und die Möglichkeit, jederzeit und an jedem Ort ihre Finanzgeschäfte erledigen zu können. Banken müssen sich damit auseinandersetzen. In Form von eigenen Kreativ- und Entwicklungszentren (Innovation Labs) oder in Form von Partnerschaften mit FinTechs oder Technologieunternehmen. Letztere haben den Vorteil, dass man damit den Wettbewerb reduziert. Zahlreiche Beispiele zeugen davon, dass diese Partnerschaften zu neuen Geschäftsmodellen und damit auch zu neuen Erträgen führen.

4. Digitalisierung

Wenige Branchen sind von der Digitalisierung so stark betroffen wie die Bankenbranche. Sowohl Bankprodukte und -services als auch die Prozesse ändern sich radikal. Dennoch sind allumfassende Digitalisierungsstrategien noch immer nicht in allen Köpfen verankert. Laut der Lünendonk-Studie „Banken – Den digitalen Wandel gestalten“ bedeutet Digitalisierung sämtliche „Geschäfts- und IT-Prozesse mithilfe relevanter Daten und geeigneter IT-Systeme über alle Kundenkanäle hinweg zu unterstützen und zu automatisieren“. Also eine ganzheitliche Sicht auf die Front- und Backoffice-Prozesse. Dies schließt auch die Unternehmenskultur ein, an der meist schon die Auseinandersetzung mit der Digitalisierung scheitert. Eine gute Digitalisierungsstrategie beinhaltet auch die Neuausrichtung von Geschäftsmodellen sowie die Überarbeitung der eigenen Organisationsstruktur – sprich, eine Änderung des Mindsets – und hat im Idealfall eine Kostenoptimierung zum Ergebnis.

 „The Most Adaptive“ überlebt

Zahlreiche Bankenexperten zeigen Fahrpläne für die richtige Modernisierungsstrategie auf. Fakt ist jedoch, dass jede Bank ihren eigenen Weg finden muss – es gibt kein Patentrezept. Aber Banken müssen anfangen, ihn zu gehen: Denn am Ende heißt es nicht mehr „Survival of the Fittest“, sondern „The Most Adaptive“ überlebt. Ein zentraler Schlüssel zum Erfolg ist dabei die Technologie. Muss die Bank gar zum Technologieunternehmen werden? Mit dieser Frage werde ich mich in meinem nächsten Blogbeitrag beschäftigen.

 

Bildquelle: Shutterstock

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