Agil handeln – Druck abbauen: BPM für Banken

Für Banken ein bekanntes Problem: veraltete IT-Landschaften, auf denen fortlaufend komplexe Produkte implementiert werden. Seit einigen Monaten stelle ich Ihnen an dieser Stelle Modernisierungsansätze vor. Heute: Business Process Management.

In meinem letzten Blogbeitrag hatte ich beleuchtet, wie sich durch die automatisierte Migration von Legacy-Systemen teure Technologien durch flexible Lösungen ersetzen lassen. Heute möchte ich Ihnen eine andere Option aufzeigen: Sie belässt Systeme, wie sie sind – ermöglicht aber dennoch, Usability, Workflow, Datenintegrität, Datenaustausch und Prozess- und Servicemanagement zu modernisieren.

Business Process Management und die damit verbundenen Renovierungstechnologien sind der Schlüssel.

Umdenken im Kopf: Simplify your Business

Ausgangspunkt für eine Veränderung der IT-Landschaft ist in diesem Szenario ein neues Organisationsparadigma der Front- und Backoffice-Prozesse. Die eine oder andere Bank spricht, wenn sie auf ihre Prozesse blickt, von „Papiertourismus“ und nimmt Medienbrüche in Kauf. Das Problem: Vielfach sind die Systeme nicht unter einem einheitlichen Architektur-Paradigma konzipiert worden. Das Wachstum wurde stattdessen abwechselnd von Painpoints und technologischem Fortschritt vorangetrieben. Solche Applikationslandschaften zu reengineeren oder gar zu substituieren ist nicht selten teuer, zeitaufwändig und risikoreich. Zuletzt verbrannten Großbanken dreistellige Millionenbeträge.

Unsere Empfehlung ist eine andere: Behalten Sie Ihre aktuelle Technologie bei, aber denken Sie Ihre Abwicklungsorganisation und Ihre Services neu. Stellen Sie die Prozesse in den Vordergrund. Business Process Reengineering ist die Königsdisziplin. Vereinheitlichen Sie Ihre Prozesse und Produkte, damit reduzieren Sie Abwicklungskomplexitäten. Simplify your Business heißt: Produkte von Sonderlocken befreien, Prozesse vereinfachen, Skaleneffekte erhöhen – und damit die Grundlage für schnellere Durchsatzraten schaffen. Ferner sollte es möglich sein, bis zu 30 Prozent Ihres Applikationsportfolios abzuschalten. Damit ist der erste große Modernisierungsschritt getan.

Aufbau einer Servicefabrik: Solutionprofiling

Die Abwicklungsprozesse der verbleibenden (simplifizierten) Applikationsteile werden im nächsten Schritt in einem BPM-Tool abgebildet. Dieses sollte folgende Features mitbringen:

  • BPMN-Fähigkeit
  • Halten von Datenkontexten
  • Servicemanagement für beliebige Plattformen
  • GUI-Modelling
  • Screenscraping
  • Scanning
  • Archivierung
  • OCR-Erkennung
  • Dynamische, lastorientierte Prozesssteuerung
  • Drag-&-Drop-Interfacing
  • Processmonitoring
  • Performancemanagement
  • Intelligente Agenten

Das BPM-Tool fungiert als Fließband: Abwicklungstätigkeiten werden orchestriert, monitort und dynamisch gesteuert sowie Prozessschritte verteilt bzw. zusammenfasst. Das Ergebnis ist eine erste Modernisierung, die bereits Kosten reduziert. Eine Ersparnis, die dann für eine fundamentale Erneuerung eingesetzt werden kann.

Das muss eine BPM-Lösung bieten

Was sollten Sie mit einem BPM-Tool profilieren bzw. modellieren können? Am Beispiel unserer Financial Business Process Factory stelle ich Ihnen drei zentrale Optionen vor:

  1. Process Profile
    In diesem Schritt geht es darum, die relevanten Applikationsbestandteile mit Hilfe der Process Engine in Prozesse einzubinden und die definierten Produktabwicklungs- und -antragsprozesse abzubilden – sofern nicht bereits durch die Produktmaschine definiert. Bei einem Kreditantragsprozess werden z.B. die Bausteine Adressverwaltung, Requestmanagement, Scoring und Rating sowie Schufa zu einem Workflow zusammengebunden. Prozesse werden mit Hilfe eines Eventmanagements bzw. durch den User selbst gestartet. Das Process Profiling ist ein zentraler Integrationsschritt, da je nach Organisation einer Bank bzw. abzuarbeitender Mengen einzelne Funktionen auf mehrere Personen oder mehrere Funktionen auf eine Person abgebildet werden müssen. Mit dem Profiling werden Organisationen individuell unterstützt und gleichzeitig Prozesswissen gesichert. Eine Process Engine erlaubt es, Simulationen durchzuführen. Ferner arbeitet sie interpretativ und damit dynamisch und kann je nach Lastprofil von einer späteren Produktionssteuerung zur Veränderung von Prozessen eingesetzt werden.
  2. Organisation Profile
    Als nächstes geht es darum, die Unternehmensorganisation im Modell abzubilden. Dies erfolgt mit einem Company Profiler. Dieser erlaubt es, Organisationseinheiten in beliebigen Hierarchien inklusive deren Rollen und Rechten unter Zuordnung der einzelnen User festzulegen. Die Objekte, für die Rechte vergeben werden, sind: System, Menübäume und -punkte, Reiter, GUIs, Funktionen auf GUIs sowie Datenelemente und deren Inhalte. Dadurch kann gesteuert werden, wer was zu welchem Zeitpunkt in welchem Prozess und welcher Einzelfunktion sehen, ändern, erfassen, löschen etc. darf. Eine Rules Engine erlaubt es ferner, an beliebigen Exits der Business Services in die Verarbeitungen einzugreifen.  
  3. Interface Profile
    Für die Anbindung von Fremdsystemen und beliebige Sichten auf den Datenhaushalt bietet der Interface Profiler die Möglichkeit, Schnittstellen zu beschreiben und Mapping-Regeln zu definieren. Darüber hinaus können neue GUIs kreiert bzw. existierende modifiziert werden. Über ein Skin-Konzept kann jedes Unternehmen seinen eigenen Hintergrund kreieren und die Corporate Identity aufleben lassen. Ein weiterer Aspekt des Interface Profilings besteht in der flexiblen Option, den gesamten Datenhaushalt auszuwerten. Eine Reporting Engine kann Daten selektieren, aggregieren, summieren, neue Informationen ableiten, Reports gestalten, durch den Eventmanager zyklisch, ereignisorientiert oder manuell starten und die Aufbereitung layouten. Damit sind alle Sichten von Usern auf den Datenhaushalt abgebildet.  

Eine moderne Systemlandschaft kreieren

Ein modernes BPM-Tool ermöglicht eine nachhaltige Optimierung Ihrer Systemlandschaft. Es versetzt Sie in die Lage, mit der Dynamik im Bankenumfeld Schritt zu halten – sowohl in Bezug auf Innovationen und Kundenwünsche als auch regulatorische Anforderungen – und parallel an der Kostenschraube zu drehen. Zentraler Vorteil: die existierenden Applikationen werden dabei gekapselt, d.h., nicht angefasst. Die Modifikationen werden vor und nach dem Aufruf von existierenden Legacy-Komponenten implementiert.

 

Bildquelle: Shutterstock

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