Meine 3 wichtigsten FinTech-Trends

Auch Europa kann FinTech, Technologiekonzerne sind auf dem Vormarsch und Banken und FinTechs werden zu Chamäleons.

Bereits Anfang April fand in Kopenhagen mit der Money 20/20 das größte FinTech-Event Europas statt: 3725 Teilnehmer und 422 Speaker – darunter illustre Namen wie Martin Blessing (CEO Commerzbank), Hikmet Ersek (CEO Western Union), June Felix (President of Europe Verifone) und Patrick Gauthier (VP External Payments Amazon) – unterstrichen das enorme Zukunftspotenzial digitaler Finanzdienstleistungen.

In der internationalen Berichterstattung wurden viele Themen diskutiert, mir sind aber vor allem drei Punkte im Gedächtnis geblieben. Der Ausgangspunkt für die Definition meiner ganz persönlichen FinTech-Trends:

1. Auch Europa kann FinTech

FinTech boomt: Steigende Venture Capital Investments sprechen eine deutliche Sprache. Der Löwenanteil geht nach wie vor ins Silicon Valley, aber Europa holt auf. Hier geht das meiste Kapital nach Großbritannien. Kein Wunder, wird London derzeit doch als europäischer FinTech-Hub gehandelt. Allerdings gibt es einen weiteren Start-up-Hotspot in Europa: Berlin. In London wurden im ersten Quartal 2015 insgesamt 459 Millionen britische Pfund in junge Start-ups investiert. Berlin wiederum verzeichnet das schnellste Wachstum im Start-up-Sektor. Bis 2020 sollen so mehr als 100.000 neue Arbeitsplätze in der Spree-Metropole entstehen. Und nicht zu vergessen: Auch die Finanzmetropole Frankfurt steigt in das Rennen als FinTech-Hub ein. Beste Voraussetzungen also, um der US-Konkurrenz Paroli zu bieten. Rund um diesen Themenkomplex erschien unter dem Titel „US vs. EU Start-ups: Does Silicon Valley hold all the cards?“ kürzlich übrigens auch ein lesenswerter Artikel, der die (Mentalitäts-)Unterschiede dies- und jenseits des Atlantiks beleuchtet.

2. Technologiekonzerne auf dem Vormarsch

Während sich die Diskussion oft auf GAFA (Google, Apple, Facebook, Amazon) konzentriert, greifen im Windschatten weitere Konzerne an: allen voran Alibaba und Samsung. Der chinesische Onlineriese will mit seinen Bezahldienst AliPay den europäischen Markt von Deutschland, England und Frankreich aus aufrollen. SamsungPay kündigte ebenfalls an, in die globale Offensive gehen zu wollen – der Auftakt ist in Spanien und Großbritannien geplant. Hier möchte ich nochmals auf unsere letztjährige FinTech-Studie Bezug nehmen und die Frage aufwerfen: Wer frisst am Ende wen?

FinTech-Studie

3. Banken und FinTechs werden zu Chamäleons

Was in Kopenhagen ebenfalls deutlich wurde: Immer mehr FinTechs erwerben Banklizenzen. Sie hoffen, mit umfangreicheren Services langfristig den Massenmarkt zu erschließen.

  • Das deutsche Start-up Number26 kümmert sich gerade um eine Banklizenz.
  • Vor zwei Jahren als Start-up gestartet, feierte die Atom Bank auf der Money 20/20 die Freischaltung ihrer Banking-App im App Store und damit den offiziellen Start als rein digitales Kreditinstitut.
  • Ende 2015 erhielt die britische Tandem Bank ebenfalls eine Banklizenz.
  • In Deutschland ging mit der solarisBank gerade die erste „Techie-Bank“ an den Start. Ein FinTech gründet eine Bank und erhält in Rekordzeit die Vollbanklizenz der BaFin.

Allerdings ist das aus meiner Sicht nur ein Teil der aktuellen Entwicklung – denn auch die Banken bewegen sich auf die FinTechs zu. Klassischerweise zum einen über Kooperationen (z.B. ING DiBa, Deutsche Bank, comdirect, Commerzbank) und zum anderen über Beteiligungen. So hält die spanische BBVA rund 30 Prozent an der Atom Bank. Und gerade beschreitet die Sutor Bank noch einen dritten Weg: Sie arbeitet nicht nur eng mit FinTechs zusammen, sondern bietet ihnen unter dem Schlagwort Banking-as-a-Service umfangreiche Dienstleistungen an. Die Grenzen beginnen zu verschwimmen…

Es bleibt spannend

Auch wenn sich in dem einen oder anderen Innovationsbereich sicher erst noch die Spreu vom Weizen trennen muss – der Drang nach neuen Produkten und Geschäftsprozessen ist nicht mehr aufzuhalten. Das Erfreuliche: Innovationen entstehen nicht mehr nur im Silicon Valley, sondern auch in Europa.

 

Bildquelle: Shutterstock

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