Die digitale Reise der Assekuranz: ein Selbstversuch

Bei MileBox kann man hinterm Lenkrad Prämien sammeln – belohnt wird eine sichere Fahrweise. Die App im Test.

Ende letzten Jahres hatte ich hier im Blog die Frage gestellt, wohin die digitale Reise der Versicherungsbranche geht. Ausgangspunkt war der Partnerkongress der Versicherungsforen Leipzig, auf dem mehr als 350 Experten über die digitale Transformation der Assekuranz diskutierten. Wie man die Herausforderung angehen kann, zeigte damals u.a. Bernd Scharrer vom Allianz Digital Accelerator. Eine der vorgestellten Ideen: die App MileBox.

Eine Art „Miles-and-More-Programm“ für sicheres Autofahren. Das Grundprinzip ist einfach: Der Nutzer misst über eine Handy-App, wie abrupt er sein Auto beschleunigt, wie stark er es bremst. Die App erkennt dabei auch, ob man viel in der Stadt unterwegs ist oder eher auf Landstraßen und der Autobahn. Ein Algorithmus berechnet dann, wie sicher man fährt – bei einem positiven Ergebnis darf man sich als Belohnung eine Prämie aussuchen.

Mein digitaler Selbstversuch

Die Handhabung ist simpel: App herunterladen und registrieren. Danach über den Road Selector eine Route auswählen (hinter jeder Route steht ein anderer Gutschein als Belohnung) und den Button „Fahrt starten“ drücken. Schon geht es los.

MileBox
MileBox: Route auswählen und schon geht es los.

 

In dem Moment, in dem ich das Fahrzeug starte, wird die Bewegung anhand der GPS-Koordinaten aufgezeichnet. Wichtig ist, am Ende wieder auf „Fahrt stoppen“ zu drücken. Und hier sind wir auch schon bei meinem größten Handicap angelangt: Leider habe ich des Öfteren vergessen, die Fahrt zu beenden, was dazu geführt hat, dass sie nicht gewertet werden konnte. Eine weitere Herausforderung war für mich auszublenden, dass mein Fahrverhalten aufgezeichnet wird. Denn ich wollte ein objektives Ergebnis erzielen, mit der Hoffnung, dass das Urteil milde ausfällt oder sagen wir einfach: positiv.

Die Tücken der Technik

Naja, geht so – das war das Ergebnis meiner ersten Fahrt über die Autobahn. Danach habe ich festgestellt, dass in meiner Version der App anscheinend noch ein kleiner Bug vorhanden ist: Bei der persönlichen Registrierung wird abgefragt, ob man das Tracking „immer“, „nur bei Nutzung der App“ oder „nie“ verwenden möchte. Ich habe die Einstellung „nur bei Nutzung der App“ ausgewählt, was dazu führte, dass die App nicht richtig funktioniert hat. Meine große Enttäuschung darüber, dass ich wohl ein schlechter Fahrer sei, wich der Erleichterung.

Insgesamt ist die App ansprechend gestaltet und einfach zu bedienen. Außerdem bietet sie verschiedene Auswertungen an:

MileBox
MileBox: Auswertungen inklusive.

 

Zur Einlösung der Gutscheine kann ich aktuell nichts sagen – soweit bin ich noch nicht vorgedrungen. Gefehlt hat mir bei der App ein Hinweis, wie man sein Fahrverhalten verbessern kann. Diese Frage bleibt in der getesteten Version unbeantwortet.

Die Währung sind Daten

MileBox schafft einen spielerischen Anreiz, personenbezogene Daten preiszugeben. Diese werden selbstredend mit Google Analytics ausgewertet und zur Nutzung an Partnerunternehmen weitergegeben. Und hier sind wir auch bei der aktuellen Diskussion angelangt: Was sind die Beweggründe einer Versicherung, eine solche App einzuführen? Geht es wirklich darum, den Straßenverkehr sicherer zu machen – wie die App von sich behauptet? Oder geht es darum, auf Basis der Erkenntnisse neue KFZ- und Unfallversicherungsprodukte zu kreieren? Sicher kann eine Versicherung mit einer solchen App die Marktakzeptanz erforschen, bevor Gelder für eine entsprechende Investition ausgegeben werden. Bereits heute werden in Deutschland erste spezielle Telematiktarife angeboten und ich persönlich bin davon überzeugt, dass diese Art der KFZ-Versicherung seinen Markt finden wird. Auch wenn die Sparkassen DirektVersicherung, die als Vorreiter auf dem deutschen Markt das erste Pilotprojekt aus der Taufe hob, gerade angekündigt hat, den angebotenen Tarif einzustellen. Grund sind die zu hohen Kosten für die technische Ausstattung.

Die Blackbox ist bequemer

Ich hoffe, dass die Versicherer diese Zusatzkosten bald in den Griff bekommen und flächendeckend günstige Telematik-Versicherungstarife über eine Blackbox anbieten. Ich gestehe den Eigennutz an dieser Stelle: So einfach MileBox unter dem Strich auch zu bedienen war, das dauerhafte Handling einer App ist mir zu aufwändig. Unabhängig davon halte ich die dynamische Anpassung der Beitragsraten auf Basis des jeweiligen Fahrverhaltens für diskussionswürdig. Ich lasse mich aber gerne überzeugen.

 

Bildquelle: Shutterstock

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

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    Kessling

    Ein sehr interessanter Ansatz. Vielen Dank für den Selbsttest.

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