Banken sind Jahrhunderte lang gewachsen. Die einzige Konkurrenz waren… Ja, andere Banken. Dies bedeutete vor allem eins: Die Denker und Lenker wussten, mit wem sie es aufnehmen müssen. Sie wussten, in welchem Ozean sie schwimmen, kannten ihr Fahrwasser und die Spielregeln.
Doch der Ozean wird nun durch ein Sturmtief durcheinandergewirbelt. Das Sturmtief heißt FinTech. Die haben die frischen Ideen, sie erreichen neue Zielgruppen oder auch altbekannte auf neuen Gewässern. Und das können sie, weil sie kreativer sind. Weil sie Altes NEU denken und NEUES wagen. Und die Banken?Don‘t think different!
Vorsicht Überspitzung! Die Banken haben das Image von konservativen Anzugträgern mit grau meliertem Haar. Also das genaue Gegenteil der kreativen Generation X Digital Natives, die in Google-artigen Büros auf der Klaviatur der Kreativität spielen wie Meister-Pianisten die Werke von Chopin. Banker spielen da eher auf der Klaviatur der Ödnis. Man kann sich wunderbar vorstellen, dass in dem einen oder anderen Meeting der XYZ Bank „Ach, das macht doch nur noch mehr Stress mit der BaFin!“ inflationär gerufen oder gedacht wird. Freies Denken und Innovationen werden so schon im Keim erstickt. Ja, der Mensch strickt sich gerne seine eigenen Scheuklappen. Ein genauso bekanntes wie hinderliches Phänomen…
Start to think and act so very different
Banken können mit FinTechs kooperieren oder FinTechs kaufen. Sie können die Hände in den Schoß legen und hoffen, dass es bald vorübergeht, wenn die Augen nur ganz fest verschlossen bleiben. Oder sie können agieren. Sie können ihre Kultur verändern, Methoden lernen, um selbst kreativ zu sein. Raus aus dem grauen Anzug, rein in ein Meer aus bunt. Der Kreativitäts-Shop um die Ecke hat da einiges im Angebot. Innovationen fallen nämlich nicht vom Himmel, sie lassen sich methodisch entwickeln. Was machen denn FinTechs? Sie rauben den Banken Kunden. Heureka! Kunden!? Genau diese gilt es, in den Mittelpunkt des kreativen Handelns zu stellen. Und: Denke nicht vorab in Limitierungen, denke frei von Regulationen!
Das sind die zwei Eckpfeiler so mancher Methoden zur systematischen Innovationsgenerierung. Der Unwissende denkt häufig: Kreativ ist derjenige, der im Chaos sitzt und irgendwann, mit ganz viel Glück, trifft ihn dann eine Idee! Hurra! Klar kann das passieren. Aber in Unternehmen hat so etwas wenig Platz. Je größer das Unternehmen, desto wichtiger sind Planung und Kontrolle. Und das aus guten Gründen, die ich hier nicht in Frage stellen will.
Mit System zur Innovation
Innovationen: Es geht auch systematisch. Das sollte auch den Banken gefallen. Sie müssen nicht alles verändern. Sie müssen nur zwei Dinge schaffen.
- Ausprobieren fördern – das geht nur mit der Erlaubnis, scheitern zu dürfen.
- Werkzeuge zur systematischen Problemlösung einsetzen.
Und es gilt: Ohne Problem = keine Lösung = keine Innovationen. So könnte die negative Innovationsgleichung lauten. Innovationen entstehen nicht, weil sie einfach vom Himmel fallen, sondern weil jemand ein Problem zuerst erkannt und dann gelöst hat. Um genau diesen Prozess systematisch zu gehen, bieten sich zwei einander ähnelnde Ansätze und Denkschulen zur systematischen Innovationsgenerierung an:
Ein ziemlich begabter Russe namens Altschuller hat einen Methodenbaukasten entwickelt, der sich TRIZ nennt – „die Theorie des erfinderischen Problemlösens“. Aus diesem kann man Tools entnehmen, die zunächst zur Problemanalyse, dann zur Abstraktion des Problems und schließlich zur Problemlösung herangezogen werden können. Das Warten auf eine Eingebung entfällt so. Das Denken geht dabei stets vom idealen Zustand aus. Statt iterativ besser zu werden, wird iterativ vom Ideal zu etwas Realistischen konzipiert. Die Wahrscheinlichkeit, dabei etwas Bahnbrechendes zu entwickeln, wird so höher. Auch das Konzept des Design Thinkings stellt die Problemanalyse auf den Startpunkt aller systematisch-kreativen Prozesse. Das ist auch sinnhaft: Denn wenn ein vorhandenes Problem gelöst wird, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass es auch Abnehmer für diese neue beste Lösung gibt.
Dieser Grundsatz greift auch im Banken-Universum. Es gilt, dem Kunden bessere Produkte anzubieten, ihn mehr zu „engagen“ und seine Probleme besser zu lösen, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Mit dem richtigen System und der Freiheit, auszuprobieren und Fehler zu begehen, können auch Banken zum FinTech werden…
Wer sich kurz über die beiden Methoden zur Innovationsgenerierung informieren möchte, findet hier Denkanstöße:
- Emmanuel Sauvonnet & Markus Blatt (Hrsg.) (2015): Wo ist das Problem? Design Thinking als neues Management-Paradigma
- Claudia Hentschel (2010): TRIZ – Innovation mit System
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